
Mit ihrer diesjährigen Sommerroute hat die Wanderausstellung der LmDR, „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ (gefördert durch das Bundesministerium des Innern), erneut unter Beweis gestellt, wie wichtig Bildungsarbeit ist. In den vergangenen Wochen machte die Ausstellung in zahlreichen Städten Baden-Württembergs, Nordrhein-Westfalens und Bayerns Halt. Dort, im Alltag der Menschen – in Bibliotheken, Rathäusern und Schulen – verbindet sie Erinnerung mit Gegenwart.
Großer Erfolg in Hügelsheim
Ein Höhepunkt war die Station in Hügelsheim (Baden-Württemberg). Dort begleitete die Ausstellung das 30-jährige Jubiläum des Projekts „Integration – Gemeinwesenarbeit – Schulsozialarbeit“ an der Nikolaus-Kopernikus-Schule. Das Projekt entstand aus der Notwendigkeit heraus, über 2.000 zugezogene Deutsche aus Russland beim Ankommen in ihrer neuen Heimat zu unterstützen. Davon zeugten Tafeln und Collagen, die von Hügelsheimer Deutschen aus Russland gestaltet wurden und persönliche Einblicke in ihre Familiengeschichten gewährten.
Angelika Schlageter und ihr Team der städtischen Sozialarbeit verdienen besonderen Dank. Sie organisierten vom 28. Mai bis 24. Juni eine Veranstaltungsreihe, bei der Deutsche aus Russland und ihre Geschichte(n) im Mittelpunkt standen. Das stieß auf positive Resonanz bei vielen Deutschen aus Russland, die sich für die Würdigung ihrer Geschichte bedankten.
Gemeinsam aktiv in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen erwies sich die Ausstellung als echtes Wanderprojekt.
Für den Auftakt sorgte am 7. Juni die Stadtbibliothek Solingen. Ihre Leiterin Heike Pflugner eröffnete die Ausstellung trotz ihres Urlaubs und betonte ihr besonderes Interesse, da sie selbst russlanddeutsche Wurzeln hat.
An vier Stationen in Düsseldorf (in den Stadtteilen Stockum und Oberbilk, im Gerhart-Hauptmann-Haus und auf dem Corneliusplatz) zeigte sich, wie vielseitig die Ausstellung eingesetzt werden kann.
Auf dem Corneliusplatz informierte sich Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller über das bundesweite Projekt. Er zeigte sich erfreut darüber, dass mit der Ausstellung eine oft „unsichtbare“ Gruppe ins Rampenlicht gerückt wird.
Ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Geschichte und Öffentlichkeit boten der König-Heinrich-Platz und der Flachsmarkt in Duisburg, wo die Ausstellung am 28. Juni Teil des „Fests der Vielfalt“ war. Unterstützt durch Silvana Schindel vom Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der LmDR und weiteren engagierten Mitgliedern der LmDR, besuchten zahlreiche Gäste unseren Stand. Viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, persönliche Erinnerungen zu teilen.
Auch kleinere Städte trugen zur Vielfalt der Sommerroute bei. Im sauerländischen Attendorn leitete Bürgermeister Christian Pospischil am 30. Juni sein Grußwort in der Rathausgalerie mit den Worten ein: „Ich könnte mir keine besseren Nachbarn wünschen als meine russlanddeutschen Nachbarn.“ Viele Gäste empfanden seine Worte als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit.
Am 5. Juli wurde die Wanderausstellung in einer Seniorenbegegnungsstätte in Witten präsentiert. Dort stießen die Ausstellung und die Geschichte der Deutschen in verschiedenen Regionen des Russischen Reiches auf großes Interesse vor allem bei den Mitgliedern der Orts- und Kreisgruppe Witten der LmDR, die auch ihre eigenen Erinnerungen und Erfahrungen teilten.
Stationen in Bayern
Knapp 500 Kilometer südöstlich von Witten setzte die Wanderausstellung ihren Weg in Bayreuth fort. Am 7. Juli wurde die Wanderausstellung im Bayreuther Rathaus eröffnet. Am selben Abend fand außerdem eine gut besuchte Lesung mit der Autorin Ira Peter statt, die den Abschluss der von der „Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen“ im Ausland organisierten „Tage der Verbundenheit“ bildete (siehe Bericht auf Seite 10 dieser Ausgabe).
Ein beeindruckendes Bildungsprojekt fand am 11. Juli in Schweinfurt statt. In der Wilhelm-Sattler-Realschule erwarteten die Projektleiter viele Fragen interessierter Schülerinnen und Schüler, die von ihrer Lehrerin Alexandra Pistner-Ansorge im Vorfeld gesammelt worden waren.
Im Mittelpunkt standen vor allem Fragen zur Rückkehr nach Deutschland, die mitunter auch mal sehr „lebensnah“ ausfallen konnten: „Sind Sie nach Deutschland gelaufen?“ oder „Haben Sie schnell Freunde gefunden?“
Die Vorsitzende der Ortsgruppe Schweinfurt der LmDR, Olga Baluyev, unterstützte das Projekt in ihrem Urlaub. Gemeinsam mit dem Projektleiter beantwortete sie nicht nur zahlreiche Fragen, sondern berichtete auch von Erfolgen der Integrationsarbeit in Schweinfurt, die sie neben ihrer Tätigkeit bei der Stadt koordiniert.
Mehr als nur Tafeln – Geschichten, die berühren
Die diesjährige Sommerroute der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ beweist erneut: Erinnerung verstaubt nicht, wenn sie geteilt wird. Mit der Ausstellung wird Geschichte sichtbar – in Bildern, Worten und Begegnungen. Eine Besucherin in Duisburg brachte es auf den Punkt: „Diese Ausstellung zeigt nicht nur Geschichte, sie zeigt Menschen.“
Die Ausstellung tourt weiterhin durch Deutschland. Alle Termine und Stationen finden Sie unter www.deutscheausrussland.de
Dr. phil. Eugen Eichelberg
und Christian Sprenger,
Projektleiter der Wanderausstellung



