Kiliani-Wallfahrt in Würzburg:
01/07/2018Festveranstaltung „50 Jahre Kulturarbeit in den Ortsgruppen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt“
01/10/2018Anlässlich des 77. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion lud der Landesverband Bayern der LmDR (Gastgeber: Kreisgruppe Nürnberg) Landsleute und Vertreter der Öffentlichkeit zur Kranzniederlegung am 28. August 2018 am Zentralen Denkmal für Flucht und Vertreibung in Nürnberg ein.
Mit der Gedenkveranstaltung erinnerte die LmDR an den berüchtigten Erlass vom 28. August 1941 „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“, der die massenhafte Deportation von Hunderttausenden Deutschen aus dem europäischen Teil der Sowjetunion einleitete.
Im Rahmen der zweistündigen Veranstaltung gedachten die zahlreich erschienenen Gäste der Opfer des II. Weltkrieges, aber auch der vielen Menschen, die heute auf der Flucht sind.
„Der Vertreibungserlass vom 28. August 1941 ist nur einer von vielen Meilensteinen der Leidensgeschichte der Russlanddeutschen, die zwischen zwei Mächte geraten waren und die bittere Erfahrung machen mussten, was es bedeutet, eine Schicksalsgemeinschaft zu sein, die schuldlos schuldig geworden ist“, fasste Dorothea Walter, Kulturreferentin der Kreisgruppe Nürnberg und Moderatorin der Gedenkveranstaltung, zusammen.
Rudi Walter, stellvertretender Landesvorsitzender und Vorsitzender der Ortsgruppe Nürnberg, erinnerte sich in seinem Grußwort an das Schicksal des eigenen Großvaters, der nicht mehr aus der Arbeitsarmee zurückkehrte, und das seines Vaters, der nach den berüchtigten Arbeitslagern Krasnoturinsk und Solikamsk stark gezeichnet war.
„Hinter der Diffamierung und massenhaften Vertreibung der deutschen Bevölkerung in der Sowjetunion stand einzig und allein ihre deutsche Nationalität. Wir Kinder der betroffenen Generation haben miterlebt, wie unsere Eltern mit körperlichen und psychischen Krankheiten zu kämpfen hatten. Es gab keine Seelsorge, jeder musste im Leben selbst zurechtkommen. Die schrecklichen Erlebnisse wurden einfach verdrängt, weil niemand die Kraft hatte, darüber zu reden“, so Rudi Walter.
Werner Henning, BdV-Kreisvorsitzender und Mitglied der CSU-Fraktion im Nürnberger Stadtrat, betonte in seinem Grußwort insbesondere das Unrecht, das den Deutschen in der Sowjetunion widerfahren ist.
Auch Adolf Fetsch, Ehrenvorsitzender der LmDR, erinnerte an die unmenschlichen Maßnahmen, denen die Deutschen in der Sowjetunion unter Stalin und noch Jahrzehnte danach ausgesetzt waren: „Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hörten zwar die schlimmsten Unterdrückungsmaßnahmen auf, von einer Beendigung der Diskriminierung konnte jedoch keine Rede sein.“
Fetsch nutzte die Gelegenheit, an die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen zu appellieren: „Wer immer hier in Deutschland über die Aufnahme und Integration der Deutschen aus Russland spricht und sich an Entscheidungen beteiligt, die sich mit unserer Volksgruppe befassen, sollte nicht aus den Augen verlieren, was diese über Jahrzehnte zu erdulden hatten.
Seit Jahren weist die Landsmannschaft darauf hin, dass es in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik nicht sein dürfte, dass russlanddeutsche Rentner aufgrund von restriktiven Fremdrentenregelungen in weit überdurchschnittlichem Maße Altersarmut ausgesetzt sind. Betroffen sind Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben und jetzt ein weiteres Mal unschuldig bestraft werden, weil sie über Jahrzehnte nicht in das Land ihrer Vorfahren ausreisen durften, ihr Arbeitsleben zum größeren Teil in der ehemaligen Sowjetunion verbringen mussten und daher hier in Deutschland nur höchst eingeschränkte Rentenansprüche haben.“
Die Festrednerin Sylvia Stierstorfer, Beauftragte der Bayerischen Regierung für Aussiedler und Vertriebene, betonte in ihrer Rede ebenfalls das schwere Schicksal der Volksgruppe. „Denn die Deutschen aus Russland haben nicht nur einmal gelitten, sie haben vielfach und oft über Jahrzehnte hinweg leiden müssen. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man feststellt, dass sie die ‚letzten Opfer Hitlers‘ waren. Sie haben Missbrauch, Vertreibung, Unterdrückung und Diskriminierung erlebt. Zwischen alle Fronten geraten, mussten Sie mit Leben und Freiheit für den Überfall der Nazis auf die Sowjetunion bezahlen. Wir dürfen diese Opfer und ihr Schicksal nicht vergessen und werden ihr Andenken in Ehren halten“, so die Beauftragte.
Den Vertriebenen und Aussiedlern in Bayern dankte sie dafür, dass sie trotzdem keinen Groll hegten, sondern wesentlich zum Wohlstand Bayerns beitrügen und sich für die Verständigung mit ihren Herkunftsländern engagierten.
Nach der Totenehrung, verlesen von Dorothea Walter, hatte Pfarrer Michael Kneißl von der katholischen St. Nikolaus-Kirche in Wendelstein das Schlusswort, wobei er insbesondere an die vielen Todesopfer bei Flucht und Vertreibung, bei Deportation und Zwangsarbeit erinnerte. Zu den emotionalen Höhepunkten der Gedenkfeier gehörten auch Gedichte von Irmgart Stoldt, Erna Hummel oder Viktor Schnittke, vorgetragen von Dorothea Walter.
Zur Kranzniederlegung, die von Sylvia Stierstorfer und Ewald Oster, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der LmDR, vorgenommen wurde, spielte der russlanddeutsche Musiker Walter Schatschneider „Ich bete an die Macht der Liebe“ auf der Trompete. Mit klassischen Musikstücken sorgte er auch für die gesamte musikalische Umrahmung der Gedenkfeier.
VadW