Lasst uns in die Zukunft schauen!
01/06/2017Angesichts der verbreiteten Sorge um die vermeintliche Anfälligkeit der Deutschen aus Russland bzw. „Russischsprachigen“ für Rechtspopulismus hat sich die Landesgruppe Bremen entschieden, das Projekt „In Bremen zu Hause“ ins Leben zu rufen.
Dabei ist anzumerken, dass viele von uns sowie ein Großteil der postsowjetischen Migranten die ehemalige UdSSR nicht als „Russen“, sondern als Angehörige einer ethnischen Minderheit verlassen haben.
Ziel der Veranstaltung, die am 1. April 2017 im Bremer Festsaal des Deutschen Roten Kreuzes stattfand, war es, das Verhältnis dieser Einwanderungsgruppen zueinander in den Blick zu nehmen. Wir hatten deshalb Gäste unterschiedlicher Herkunft eingeladen. Das Projekt sollte aber auch insgesamt dazu dienen, sich über unsere Werte, über Demokratie und Gesellschaft Gedanken zu machen. Dabei ging es um die Würde des Menschen, um Gleichberechtigung, Meinungs- und Religionsfreiheit, um Menschen, die neu nach Deutschland gekommen sind und in Bremen ihr Zuhause finden möchten.
Zuerst hatten wir Bedenken, ob es uns gelingen würde, die Teilnehmenden in eine Diskussion einzubeziehen. Erfreulicherweise meldeten sich jedoch viele zu Wort, die aus der Ukraine, aus Usbekistan, Kasachstan, Lettland, Sibirien, dem Kaukasus und dem Ural bis hin nach Wladiwostok eingewandert sind.
Während sich die einen durch ihre persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten als Individuen entfalten konnten, wurden die anderen auf das Merkmal der Herkunft reduziert, von dem angenommen wird, dass es ein problematisches Anders-Sein bedeutet.
Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass viele Zugewanderte sich in Bremen wie zu Hause fühlen.
Das Thema „In Bremen zu Hause“ scheint hervorragend bei den Teilnehmer/innen angekommen zu sein und stieß auf viel positive Resonanz, die unsere Erwartungen weit übertroffen hat.
An dieser Stelle danke ich Olga Gräfenstein, Valentina Freitag und Erna Polukarow herzlich für ihre vielseitigen Kurzberichte zum Thema „In Bremen angekommen“, die zum Teil recht amüsant, auf jeden Fall aber sehr inhaltsreich waren. Das Ehepaar Nosowitzki zeigte mit seinem dichterisch-musikalischen Beitrag deutlich, dass die Zuwanderer in ihrem Alltag häufig in mindestens zwei soziale und kulturelle Bezugsnetze involviert sind.
Die Gitarristen Wladimir Ehrenburg und Oleg Kheykhel sowie der Dichter Grigori Bolotin begeisterten das Publikum mit ihren selbst komponierten Liedern und Gedichten über die neue Heimat, die sie in Bremen gefunden haben.
Moderiert von dem Musiker und Sänger Stanislav Nikonov, fand anschließend ein buntes Frühlingsfest statt. Auch hier gab es viele Möglichkeiten für Diskussionen und Erfahrungsaustausch.
Für die aktive Mitwirkung und das bürgerschaftliche Engagement bedanke ich mich bei Irina Konrad, Viktor Riegel, Mrina Trinz, Emilia Ivanski und Viktor Brunner ganz herzlich.
Frieda Banik, Vorsitzende