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Das 51. Treffen der Südkaukasusdeutschen in Stuttgart
Bereits zum 51. Mal fand am 26. August 2023 das Treffen der Südkaukasusdeutschen statt. Rund einhundert Gäste hatten aus diesem Anlass, wie schon in den vorigen Jahren, im Kleinen Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt zusammengefunden und genossen das Wiedersehen.


Erinnert wurde bei dem Treffen an die Auswanderung von schwäbischen Siedlern aus Württemberg in den Südkaukasus ab 1816/17. Die Besiedlung des Nordkaukasus erfolgte später, seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich durch deutsche Kolonisten aus dem Wolga- und Schwarzmeergebiet sowie aus Bessarabien. Die ursprünglichen Siedlungsgebiete der Kaukasusdeutschen lagen fast ausschließlich in den heutigen Republiken Georgien und Aserbaidschan; nur wenige lebten in Armenien.
Treffen der Kaukasusdeutschen in der Bundesrepublik werden seit 1952 durchgeführt. Die ersten Treffen wurden von ehemaligen Bewohnern von Katharinenfeld (heute Bolnissi, Georgien) iniitiert, und es beteiligten sich daran Landsleute aus den einstigen deutschen Kolonien im Kaukasus. Als die Initiative einzuschlafen drohte, wurde das Treffen von den ehemaligen Katharinenfeldern Frank Krohmer, Ilse Illg und anderen mit neuem Leben erfüllt und ab Mitte der 1980er Jahre wieder regelmäßig durchgeführt.
Ab 1994 wurden unter der Leitung von Gisela Rasper Treffen ehemalige Kolonisten aus Helenendorf (heute Göygöl. Aserbaidschan) und Georsgsfeld (heute Tschinarly, Aserbaidschan) durchgeführt. Zum Treffen 2011 in Fulda schrieb Gisela Rasper:
„Es war der Geist der Brüderlichkeit, den unsere Vorfahren, fromme Pietisten aus Württemberg, 1819 in den Kaukasus mitgebracht hatten. Dieser Geist hat Helenendorf geprägt und 120 Jahre lang getragen. Er drückt sich aus in Eigenschaften wie Gottvertrauen, Fleiß und Fürsorge für andere, im Zusammenhalt der Familie, in Ehrfurcht vor der Schöpfung, in Dankbarkeit für das Gute, das einem widerfahren ist, und im Widerstand gegen das Böse, in der Hoffnung auf eine Wende.
Dieser Geist der Brüderlichkeit hat nicht nur in Helenendorf gewirkt, sondern er hat auch die grausamen Jahre der Repressionen, der Deportation und die fürchterlichen Hungerjahre danach überdauert. Er war es, der Familien und Freundschaften über viele Jahrzehnte und über viele tausend Kilometer miteinander verbunden hat.
Heute ist dieser Geist über die ganze Welt verstreut. Er wirkt überall dort, wo Nachkommen dieser kaukasischen Kolonisten leben und, oft auch unbewusst, im Sinne ihrer Vorfahren wirken.“
Gegenwärtig ist das Treffen sämtlichen Kaukasussiedlungen und ihren Bewohnern gewidmet.
Einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der Kaukasustreffen besitzt das Treffen des Jahres 2017, das dem 200-jährigen Auswanderungsjubiläum der Kaukasusdeutschen gewidmet war. 300 Gäste sorgten im Kleinen Kursaal von Stuttgart-Bad Cannstatt für den würdigen Rahmen der Feier. Der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch, brachte in seiner Rede die Bedeutung der Kaukasusdeutschen für das Patenland der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Baden-Württemberg, zum Ausdruck:
„Die Kaukasusdeutschen gehörten in besonderem Maße zu den Russlanddeutschen, die nach der Rückkehr in das Land ihrer Vorfahren ihren ersehnten Wohnsitz mit Vorliebe in Baden-Württemberg nahmen. Hier wurde ihre Mundart gesprochen, die sie über beinahe zwei Jahrhunderte gepflegt hatten, hier waren die Menschen, die ihrer Mentalität am nächsten waren, und hier wohnten bereits viele ihrer Verwandten, von denen sie lange getrennt waren.“
Zum 51. Treffen begrüßt wurden die Gäste, darunter die stellvertretende Bundesvorsitzende der LmDR, Albina Baumann, der Bundesgeschäftsführer der LmDR, Ilja Fedoseev, und der Projektleiter der landsmannschaftlichen Wanderausstellung, Dr. Eugen Eichelberg, vom Sprecher der Südkaukasusdeutschen, Paul Schüle.
Er verwies auf das umfangreiche Rahmenprogramm der Feier und lud die Besucher unter anderem zur Besichtigung der Ausstellung der LmDR zur Geschichte der Kaukasusdeutschen und der Bilder von Rosel Anton und Elena Fritz ein und wies auf die ausliegenden Bücher zur Geschichte der Kaukasusdeutschen von Rita Laubhan. Rosaline Müller sowie der Landsmannschaft hin.
Würdigende Worte für die Kaukasusdeutschen fand Albina Baumann in ihrer Rede: „Gottvertrauen, Fleiß und Fürsorge für andere, Dankbarkeit für das Gute, das einem widerfahren ist, und die Hoffnung auf eine Wende zum Guten sind Eigenschaften, die die meisten Deutschen aus Russland mit den Kaukasusdeutschen einen.
Und doch, mit Ihrer Emsigkeit haben Sie im Vergleich zu anderen russlanddeutschen Gruppen etwas geschafft: Sie treffen sich regelmäßig, halten Ihre Kultur und Ihre Geschichte lebendig und betreiben gemeinsam Familienforschung. Es ist so wichtig, dass die Landsmannschaft zu Ihrer Geschichte eine Wanderausstellung konzipiert hat und immer wieder landsmannschaftliche Publikationen erscheinen die sich mit der Geschichte und Kultur der Kaukasusdeutschen befassen.
Ich hoffe aufrichtig, dass Ihre Kinder und Enkelkinder diesen Geist der Kaukasusdeutschen aufnehmen und weitertragen und die Geschichte und Kultur weiterhin lebendig halten.“
Bereits vor Beginn des offiziellen Programms hatten die Besucher in lockeren Gesprächsrunden Gelegenheit zum Gedankenaustausch. An die Vorführung eines Films durch Ilja Fedoseev über den erwähnten Festakt anlässlich des 200-jährigen Auswanderungsjubiläums der Kaukasusdeutschen schloss sich mit der Totenehrung und der Kranzniederlegung am Denkmal der Heimatvertriebenen der besinnliche Teil des Treffens an, das mit einem geselligen Beisammensein, gestaltet von dem Musiker und Sänger Claus Bopp, ausklang.
Am zweiten Tag trafen sich Teilnehmer der Veranstaltung zu einer „Stadtführung in Mundart“ in Stuttgart.
VadW / Bilder: Ilja Fedoseev