Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion in Erfurt.
Die Geschichte der Deutschen aus Russland ist immer aktuell. Es spielt keine Rolle, ob eine Veranstaltung zu einem bestimmten Datum durchgeführt wird oder nicht. Hauptsache, die Geschichte lebt und wird am Leben gehalten.
Eine derartige Veranstaltung wurde in Erfurt zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt.
Das politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen hatte im Dezember 2018 in den Thüringer Landtag zu der Veranstaltung „Deutsche aus Russland – Rückkehr und Ankommen in ihrer neuen/alten Heimat“ eingeladen.
Maja Eib, Landesbeauftragte der Stiftung, sprach in ihrer Begrüßungsrede davon, dass Heimat nicht nur ein Platz ist, sondern vor allem auch ein Gefühl. Sie wies darauf hin, dass die Bezeichnung „Russlanddeutsche“, die man sehr oft hört, nicht richtig ist.Der richtige Name ist „Deutsche aus Russland“, denn die Deutschen aus Russland sind und waren immer Deutsche.
Die Vorsitzende der Ortsgruppe Erfurt der LmDR, Tamara Barabasch, verlieh ihrer Freude Ausdruck, dass die Ortsgruppe an Bedeutung gewonnen hat. Ihr Anliegen sei es, dass die Deutschen aus Russland in Deutschland als Deutsche anerkannt werden.
Mike Mohring, Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Thüringen, sprach in seinem Grußwort davon, dass es an der Zeit sei, den Heimatbegriff positiv zu besetzen. Er müsse jedoch Menschen verbinden und nicht ausgrenzen.
Für die Deutschen aus Russland sei es ein großes Problem, dass sie sich mit ihren Schicksalen von Vertreibung und Diskriminierung vergessen fühlten. Nur mit gegenseitigem Respekt könne jedoch Integration gelingen.
„In Russland sind wir Deutsche, in Deutschland sind wir Russen.“ Dieser Satz macht die schwierige Situation der Deutschen aus Russland deutlich. Hier in Deutschland kommt hinzu, dass viele Deutsche aus Russland Deutsch mit Akzent sprechen, was dazu führt, dass sie als Ausländer bezeichnet werden. Und wenn sie sie russisch sprechen, gelten sie als Russen.
Der Film „Versöhnung über die Grenze“ von Rudolf Steiner und Erik S. Tesch, der nach Mike Mohrings Rede vorgeführt wurde, versucht, auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Er zeigt einerseits die Geschichte der Deutschen aus Russland und andererseits die Lebens- und Integrationsgeschichte von Aussiedlern, die nach Deutschland zurückgekommen sind.
Auf die Filmvorführung folgte eine Podiumsdiskussion mit Marion Walsmann MdL, Tamara Barabasch, Vorsitzende der Ortsgruppe Erfurt, Lilli Schäfer, Lehrerin für deutsche Sprache und Literatur, und Heirich Zertik, Vorsitzender des Netzwerks Aussiedler der CDU-Deutschland und ehemaliger Bundestagsabgeordneter aus den Reihen der Deutschen aus Russland.
Die Diskutanten verdeutlichten, dass die Deutschen aus Russland schwere Schicksale erleiden mussten und dass sie immer wieder unter die Räder der Geschichte geraten seien. Um Informationsdefizite über sie zu beseitigen, sollte man beispielsweise den Film in Schulen zeigen.
Allgemein wurde gefordert und gewünscht, dass die Geschichte der russlanddeutschen Volksgruppe besser vermittelt wird und mehr Anerkennung findet.
Lilli Schäfer berichtete über ihre Aussiedlung nach Deutschland im Jahr 1993 und erzählte dem Publikum, dass die Aussiedlung damals deutlich schwieriger gewesen sei als heute.
Allgemein wurde kritisiert, dass es damals kaum Möglichkeiten für Aussiedler gab, in Deutschland in ihrem Beruf zu arbeiten. Ihre Berufsqualifikationen seien oft nicht anerkannt worden. Im Vordergrund der Aussiedler habe der Wunsch nach Arbeit gestanden und der Wille, auf eigenen Beinen zu stehen, um sich ein gutes Leben in Deutschland aufbauen zu können.
Für Tamara Barabasch und Lilli Schäfer, die in der Ortsgruppe Erfurt der LmDR tätig sind, besteht die Arbeit darin, die Kultur und die Traditionen der Deutschen aus Russland auch in Deutschland zu bewahren. Obwohl die meisten Aussiedler gut deutsch sprächen, hätten sie dennoch Schwierigkeiten mit der Beamtensprache. Deshalb unterstützt die Ortsgruppe Aussiedler bei Besuchen auf Ämtern und beim Ausfüllen von Formularen. Außerdem bietet sie Sprachkurse an.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass es besonders wichtig ist, ein Geschichtsbewusstsein gerade bei Kindern zu entwickeln.
Einig war man sich ebenfalls in der Frage der Rentenkürzungen für Spätaussiedler, die bei vielen auf direktem Weg in die Altersarmut führe. Heinrich Zertik versicherte, dass sich die politisch Verantwortlichen aktiv damit beschäftigten, diesen Missstand zu beseitigen.
Tamara Barabasch beendete den Abend mit einem positiven Ausblick und der Aussage, dass mit der Zusammenarbeit aller Deutschen aus Russland die Integration in Deutschland auch weiterhin gut gelingen werde.
Der Vorstand