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02/04/2020Historischer Forschungsverein der Deutschen aus Russland e. V.
07/04/2020Frauenstimmen in der russlanddeutschen Literatur: Nora Pfeffer
NORA PFEFFER: Lyrikerin, Essayistin, Übersetzerin, Nachdichterin, Literaturkritikerin und Kinderbuchautorin. Eine starke Frau mit vielen Facetten, einer beeindruckenden Biografie und einem bewegenden Schicksal. Mit ihren Werken gehört sie unumstritten zu den wichtigsten russlanddeutsche Autorinnen der Nachkriegszeit. Anlässlich ihres 100. Geburtstags (am 31. Dezember 2019) haben das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland in Nürnberg zusammen mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. eine Festschrift herausgegeben.
Nora Pfeffer wurde am 31. Dezember 1919 in einer Lehrerfamilie in Tiflis geboren. Sie war bekannt als Dichterin, Kinderbuchautorin und Übersetzerin. Nach dem Abitur begann Nora Pfeffer 1936 ein Studium der Germanistik und Anglistik an der Pädagogischen Hochschule in Tiflis und wurde 1937 zwangsexmatrikuliert, da sie sich weigerte sich von ihren Eltern zu distanzieren, die 1935 verhaftet wurden. Im Jahr 1938 konnte sie ihr Studium wieder aufnehmen, heiratete 1939 einen Georgier und 1940 wurde ihr gemeinsamer Sohn Rewas geboren.
Als Frau eines Georgiers entging Nora 1941 einer Deportation. Im November 1943 folgte jedoch ihre Verhaftung durch den NKWD und die Verurteilung zu zehn Jahren Arbeitslager mit anschließender fünfjähriger Verbannung. Nora Pfeffer verbrachte ihre Haft zunächst als Holzfällerin in einem Strafgefangenenlager in der Nähe der mittelsibirischen Stadt Mariinsk, danach im nordsibirischen Dudinka. Ab 1953 lebte sie als Verbannte im Norden Kasachstans. Ihren Sohn Rewas hat Nora Pfeffer erst nach zehn Jahren wieder gesehen. Als sie ihm nach der Trennung wieder begegnete, fiel sie erstmal in Ohnmacht, berichtete sie später.
Ab 1953 nahm Nora Pfeffer ein Studium an der Fremdsprachenhochschule Alma-Ata auf, an der sie ab 1956 als Dozentin arbeitete. Gleichzeitig war sie als Sprecherin am deutschen Rundfunk tätig, von 1970 am Deutschen Verlag, nach der Pensionierung in Moskau bei der deutschen Zeitung „Neues Leben“. Im Jahr 1992 siedelte sie nach Deutschland über, wo sie bis zu ihrem Tod 2012 in Köln lebte.
„Nora Pfeffer war unter den russlanddeutschen Autorinnen zweifelsohne die schillerndste und bedeutendste, aber auch erfolgreichste. Ich hatte das Glück, sie persönlich kennen zu lernen in Alma-Ata während meiner Teilnahme an Fortbildungskursen und während der Schriftstellerseminaren in Moskau und während literarischen Veranstaltungen in Bonn, Stuttgart und Oerlinghausen. Selbst der russlanddeutschen ‚Literaturpapst‘ Johann Warkentin hatte vor ihr großen Respekt, geschweige denn unsereiner als grünes russlanddeutsches Dichtergemüse. Trotz ihres unmenschlich harten und tragischen Schicksals war sie im Umgang mit Menschen sehr weichherzig und rücksichtsvoll. Bekannt als feinfühlige Kinderbuchautorin, tiefsinnige Lyrikerin und erfolgreiche Nachdichterin. Trotz harter Schicksalsschläge ist sie nicht vergrämt und verbittert. Eine Vielzahl ihrer literarischen Werke wurden in Dutzenden von Sammel- und Einzelbänden veröffentlicht.“
Wendelin Mangold
Zum 100. Geburtstag von Nora Pfeffer haben das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland in Nürnberg und der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. eine Festschrift herausgegeben.
https://literaturkreis-autoren-aus-russland.de/blog/2020/01/20/nora-pfeffer-100-geburtstag/