Die letzten Monate des Jahres 2017 wurden für die Ortsgruppe der Ottostadt Magdeburg der LmDR sowie unseren Kooperationspartner und Unterstützer, die sozial-kulturelle Vereinigung „Meridian e.V.“, durch drei großartige Ereignisse gekrönt:
01/11/2017Ein 13-jähriges Mädchen engagiert sich:
01/12/2018„100 Jahre der Gründung der deutschen Autonomie an der Wolga. Aufstieg und zwangsweise Auflösung der Republik mit grausamen Folgen.“ Unter diesem Titel organisierte die Ortsgruppe Magdeburg am 7. Mai 2018 eine Gedenkveranstaltung im Rahmen der Europawoche.
Hauptgründe für die Durchführung der Veranstaltung waren die weitgehende Unkenntnis der tragischen Geschichte der Russlanddeutschen und ihre fehlende Berücksichtigung in den Schulbüchern in Deutschland und Russland.
Eine Episode aus meiner Berufserfahrung in Deutschland lässt mir in dieser Hinsicht bis jetzt keine Ruhe.
Einige Jahre lang war ich als Referentin im Rahmen eines Schulprojekts tätig. Das Projekt fand meistens in den Räumlichkeiten des Magdeburger EineWeltHauses statt. Meine Aufgabe war es, über unsere Ortsgruppe der LmdR und die sozial-kulturelle Vereinigung „Meridian“ zu berichten. Weitere Themen waren das Schulsystem in Russland in den 60er und 70er Jahren und heute, das kulturelle Leben in Russland und vieles mehr. Jedes Mal nutzte ich die Gelegenheit, um die Geschichte der Russlanddeutschen zu erwähnen.
2017, im Abschlussjahr des Projektes, geschah Folgendes: Schüler der Oberstufe eines etablierten Gymnasiums kamen im Rahmen des Projekts ins EineWeltHaus. Im Gespräch stellte ich den Schülern zum Beispiel solche Fragen: Was verbindet die Stadt Zerbst, die sich in unserem Bundesland befindet, mit Russland? Aus welchen Gründen kamen die Deutschen nach Russland?
Auf die erste Frage folgte eine kurze Antwort: Katharina die Große, die russische Zarin. Die Antwort kam von einer Schülerin, die selbst aus einer Spätaussiedlerfamilie stammt.
Auf die zweite Frage folgte sofort ein Zwischenruf: „Eh – Deutsche in Russland?! Das kann nicht wahr sein!“ Als ich die Schüler zu überzeugen versuchte und die Frage wiederholte, dauerte es eine Weile mit der Antwort. Endlich meldete sich ein Junge und sagte: “Sie kamen als Touristen.“ „Als Touristen?!“, fragte ich zurück. „Ja, sie kamen einmal als Touristen nach Russland und blieben dort“, folgte die Antwort des Jungen.
Kein komischer, sondern ein tragischer Fall, der zum Nachdenken anregt!
Gehen wir aber zurück zu der Gedenkveranstaltung. Diese wurde mit einem Auszug aus „Requiem für einen Traum“ von Richard Wagner eröffnet. Denn tatsächlich blieb die Republik der Wolgadeutschen nach ihrer zwangsweisen Auflösung viele Jahrzehnte lang in den Herzen unserer Eltern und Großeltern wie ein Traum, der nie realisiert werden konnte und auch heute nicht realisiert werden kann.
Im Zuge der Veranstaltung wurde die Geschichte der Gründung der deutschen Autonomie an der Wolga ausführlich beleuchtet. In zwei Sprachen (auf Deutsch und auf Russisch) wurden Auszüge aus Werken russlanddeutscher Schriftsteller und Historiker vorgelesen. Darüber hinaus wurden Angaben aus Archiven benutzt. Zum Schluss der sehr gelungenen Veranstaltung wurden einige Ausschnitte aus dem Film „Licht in der Dunkelheit“ gezeigt.
Elena Klein, Vorsitzende